Boris Bernal Mansilla & Nemecio Huanaco Calamani
Taypi Ayca (spanisch für gutmütiges
Zentrum) ist ein Dorf, welches sich im Distrikt Italaque in der Gemeinde Mocomoco,
Provinz Camacho vom Departamento La Paz befindet und welches einen
unbezahlbaren materiellen und immateriellen Schatz als Kulturerbe hält: die
Sicuris. Die Sicuri - Imposant, majestätisch, einfach, mystisch und
melancholisch zugleich - ist eine perfekte Ergänzung. Die Töne eines jeden der
einzelnen Komponenten konvergieren zu einer einzigen Melodie, gegen welche der
Mechanismus eines Klavichordes wie ein Kinderspiel
scheint. Über die Entstehung der Sicuris, sagt Rigoberto Paredes, gibt es eine
alte mündliche-übertragene Legende im Dorf:
"Der Geschichte nach - lange bevor die Spanier in diese Gegend kamen -
in einem Ayllu (Dorfgemeinschaft) in Nähe von Huarcamarca, genannt Taypi
Ayca, gab es einen alten Mann der auf sein Enkelkind aufpasste. Das
Schluchzen des Kindes zerbarst die allgegenwärtigen Stille des Altiplano (Andenhochebene). Die Eltern
des Kindes waren zur Farm gegangen um die gefriergetrockneten Kartoffeln zu
sammeln, die in einem nahe gelegenen, gefrorenen Pool lagen. Der Morgen war
hell und der Boden war weiß, mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. "Oh
Mann, dieses Baby kann nicht ruhig sein ", - sagte der Alte, während er
die Gerste schlug damit die Körner rauskamen. Er näherte sich der Bank, auf der
das schreiende Baby lag, und fragte in einer Großvatersstimme: "Was ist
los mit dir?" - Und das Baby gab einen Schrei ab laut genug um die Farbe
in dem Gesicht des Großvaters von tonfarbend zu violett zu ändern. Der Wind
blies stark und so in das Rohr der Gerste, dass es einen süßen Klang machte.
Also tat der Alte etwas sehr seltsames. Er nahm verschiedene Gerstenhalme
unterschiedlicher Länge und blies durch sie hindurch. Mit einem Mal war das
Haus voller weicher, harmonischer Musik. Als das Kind diese Melodie vernahm,
hörte es auf zu weinen.
In prähispanischen Zeiten gehörte Taypi Ayca zur geistigen Gemeinschaft von Kallawaya. Studien verschiedener präkolonialer Kulturen haben gezeigt, dass Musik ein wesentlicher Faktor für die Spiritualität und Rituale der Menschen ist, was auch die Verbindung zwischen den Weisen Naturmedizinern und den Sicuri-Meistern auf dem Gebiet Kallawaya erklärt.
Während der Kolonialzeit, als die administrative und politische Organisation der Inkas angenommen wurde, war Taypi Ayca das Ayllu Taypi (Partialität Huarcas) auf dem Gebiet Italaque und umfasste die Gebiete Morocarca, Chiñaya und Hancohuma. Die Gemeinschaft wurde von Häuptling Francisco Quenallata geführt. Sein Bild ist noch immer in dem Türrahmen der Kirche in Italaque eingraviert zu finden. Dies wurde in dem Pfarrarchiv von Italaque von 1776 registriert. Zu Beginn der Republik, war Taypi Ayca Teil der estancia des Ayllu Collana (Huarcas) des Kantons Italaque, welches die Bereiche Morocarca, Ayca, Chiñaya und Hancohuma umfasste. Dies wurde im nationalen bolivianischen Archiv in Sucre No. 179 von 1832 festgehalten. Ein Aktenbuch von 1956 beschreibt die Erschaffung der Zone Lliji Lliji und seine spätere Einrichtung als eine Gemeinschaft um 1980. Im selben Jahr wurde auch die Gemeinschaft Phojraka geschaffen. Mit dem Prozess der Beteiligung der Bevölkerung im Jahr 1994 hörten Taypi Ayca und Lliji Lliji auf Teil des Kantons Italaque der Gemeinde Mocomoco zu sein. Als Gemeinden integrierten Morocarca, Chiñaya, Hancohuma und Phojraka die Gemeinde Puerto Acosta, wobei beide Gerichtsbarkeiten Teil der gleichen Provinz Camacho waren.
In diesem Sinne wurde am 21. Januar 2015, durch das staatliche Gesetz Nr. 80, die "Indigene Musik und der Tanz der Sicuris von Taypi Ayca, Italaque, Gemeinde Mocomoco, Provinz Camacho, Departamento La Paz" zum "immateriellen Kulturerbe des Departamento La Paz, und die Gemeinschaft der Taypi Ayca als Geburtsstätte der Sicuris Mallkus von Taypi Ayca - Italaque (mit der Hauptstadt Italaque)" erklärt. Zur gleichen Zeit wurden die Gemeinden und Kommunen der Provinz Eliodoro Camacho des Departamento La Paz als der größte Einfluss für die Erhaltung und als Ausübungsorte von den Sicuris erfasst, wobei die spezifischen Eigenschaften beider Ort respektiert werden.
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